Natürlich ist es äußerst wichtig, dass die jungen Patienten die richtige Zahnpflege erlernen. Nur so können wir mit unseren zahnärztlichen Bemühungen dauerhafte Erfolge erreichen. Die Probleme sind aber individuell so unterschiedlich, dass immer eine auf den Einzelfall abgestimmte Unterweisung nötig ist. Gleichwohl möchten wir Ihnen einige allgemeingültige Tipps geben:
Entgegen einer weit verbreiteten Meinung geht es nicht in erster Linie darum Speisereste zu entfernen und einen frischen Geschmack im Mund zu erzeugen. Das zwar auch. Der wichtigste Grund ist aber der, dass der bakterielle Biofilm, auch Plaque genannt, regelmäßig entfernt werden muss, um Zähne und Zahnfleisch gesund zu erhalten. Sowohl die Karies als auch die Parodontitis werden durch eine bakterielle Mischinfektion im Zusammenspiel mit anderen Faktoren verursacht, wie man heute weiß. Zunächst merkt der Patient davon überhaupt nichts, weil die gefährlichen Beläge weiß sind. Deshalb färben wir diese selektiv an, um überhaupt erst das Problembewusstsein zu schaffen.
Bakterieller Biofilm, auch Plaque genannt. Nur auf der rechten Seite wurde selektiv angefärbt. Der Patient hatte sich vorher alle Mühe gegeben, die Zähne gründlich zu putzen. Aber mit der falschen Putztechnik! Geringe Mengen Zahnbelag schaden nicht gleich. Oben rechts wird es aber schon gefährlich. Hier ist das ökologische Gleichgewicht der Mundhöhle gestört. Man erkennt das daran, dass in diesem Bereich die Färbung ins Bläuliche übergeht und das Zahnfleisch entzündet ist. Unter dem Mikroskop könnte man hunderte verschiedener Arten (!) von Bakterien nachweisen.
Wurden noch vor wenigen Jahren von Fachleuten einhellig Zahnbürsten mit ebenem Borstenfeld und mit vielen Borstenbüscheln empfohlen, wird heute zu Bürstenköpfen mit weniger dicht stehenden und unterschiedlich langen Borstenbüscheln geraten. Auch die Frage ob die Borsten hart, mittel oder weich sein sollten, muss man das heute differenziert beantworten, während lange Zeit eindeutig zu Weich geraten wurde. Prof. Zimmer (Bayerisches Zahnärzteblatt 3. 2017) rät bei Zahnhartsubstanzdefekten überraschenderweise zu einer mittelharten oder sogar harten Bürste, was er damit erklärt, dass die Abrasionsgefahr nicht von den Borsten ausgeht, sondern in erster Linie mit den Putzkörpern in der Zahncreme und mit der Putztechnik zusammenhängt. Bei Patienten mit dünnem Zahnfleisch wird aber weiterhin zu Weich geraten. Auch die Frage ob eine elektrische oder eine Handzahnbürste besser ist, hängt letztlich vom Patienten ab. Nach Prof. Zimmer kann man die in einigen Studien demonstrierte Überlegenheit der elektrischen Zahnbürste durch etwas mehr Zeitaufwand mit der Handzahnbürste kompensieren. „Insofern muss sich der Anwender entscheiden, ob er lieber mehr Geld oder Zeit aufwendet“, schreibt er. Nach unserer Erfahrung hängt letztendlich alles von der richtigen Putztechnik ab, die man nur individuell optimieren kann. Noch ein Tipp aus der Praxis: Jeder Patient sollte nicht nur eine, sondern drei Bürsten - eventuell mit unterschiedlichen Borsten - sein Eigen nennen, die abwechselnd benutzt werden. Das hat den Vorteil, dass die Bürsten insgesamt länger halten. Wenn die Borsten nämlich ständig nass sind, aufquellen und sich verbiegen, lässt der Putzeffekt viel schneller nach. Im Zahnputzbecher trocken aufgestellt, ergänzen sich die verschiedenen Bürsten und können sich vor allem zwischendurch erholen.
Sobald der erste Zahn durchbricht! Allerdings muss man eine Kinderzahncreme mit weniger Fluorid nehmen, wegen des Verschluckens. Bei kleinen Kindern müssen unbedingt die Eltern nachputzen. Das sollte sogar sehr lange beibehalten werden. Bis die Kinder wirklich eigenständig putzen können.
Die größte Gefahr besteht, wenn die ersten bleibenden Backenzähne mit fünf oder sechs Jahren ganz hinten durchbrechen. Das wird meistens gar nicht bemerkt, während der Durchbruch der ersten bleibenden Schneidezähne zur gleichen Zeit den Eltern immer auffällt. In diesem Alter können die Kinder aber noch nicht richtig putzen! Besonders bei den ersten bleibenden Backenzähnen muss von Erwachsenen nachgeputzt werden. Denken Sie daran, dass bei jungen Zähnen mit nicht ausgereiftem Zahnschmelz die Karies unglaublich rasch sich ausbreiten kann und gerade bei den kleinen Patienten die Kariesbehandlung sehr schwierig sein kann.
Wichtig ist, dass einmal am Tag der bakterielle Biofilm richtig gründlich entfernt wird. Dann kann es nach den anderen Mahlzeiten etwas schneller gehen. Wichtig ist, dass tagsüber nicht zu lang und zu oft Zucker im Mund ist, in welcher Form auch immer. Denn darüber freuen sich die Bakterien und sie vermehren sich munter.
Zum Glück kann man sagen, dass die meisten Zahncremes ganz gut sind und das Putzen durchaus unterstützen. Fast alle Produkte enthalten Fluorid. Vor Fluorid - in der richtigen Menge - braucht man keine Angst zu haben. Das ist ein Naturstoff, ohne den wir überhaupt keine Knochen und Zähne bilden könnten. Wir wären alle Würmer. Später hilft das in der Zahncreme enthaltene Fluorid, den Kalk wieder einzufangen, der den Zähnen entzogen wurde (nämlich durch die Zuckersäuren, die wiederum von den Bakterien produziert werden). Eine Zahncreme sollte aber nicht zu scharfe Putzkörper enthalten. Darauf sollte man ein wenig achten. Vor allem wenn man schon ein paar Abnutzungen und Abrasionen an den Zähnen hat. Ansonsten kann man ruhig ein wenig abwechseln zwischen den verschiedenen Angeboten.
Benutzung einer Munddusche ist zu begrüßen, darf aber in Ihrer Wirkung nicht überschätzt werden, da der Wasserstrahl nur frische Speisereste herausspülen kann. Der sogenannte Biofilm, auf dem sich die für Zahnfleischentzündungen und Karies verantwortlichen Bakterien ansiedeln, wird dadurch nicht beseitigt!
Wenn es die Geschicklichkeit des Patienten erlaubt, ist die Benutzung von Zahnseide sehr zu empfehlen, da Sie so auch die Zahnzwischenräume erreichen.
Abhängig von den Lebensgewohnheiten und vom allgemeinen Gebisszustand wird es aber immer Ecken und Nischen geben, die der Patient nicht erreicht oder wo sich hartnäckige Beläge festsetzen. Extrem scheuern sollte man aber trotzdem nicht, da sonst Abrasionen auftreten können und die gefährdeten Stellen trotzdem nicht erreicht werden. Viel besser ist es daher ein bis zweimal jährlich eine sogenannte professionelle Zahnreinigung (PZR) durchführen zu lassen. Dabei werden mit speziellen zahnärztlichen Geräten wie Ultraschall, Pulverstrahlgerät (Airflow) oder Gummikelch mit Polierpaste die Beläge gründlich und doch schonend entfernt. Die anschließende Politur bewirkt, dass sich die Neubildung verzögert.
Für die Reinigung und Pflege von kieferorthopädischen Apparaturen gilt: Bei festsitzenden Apparaturen ist immer eine individuelle Unterweisung und wiederkehrende Überwachung erforderlich. Eine zusätzliche Zahnzwischenraumbürste (Interproximalbürste) kann sinnvoll sein, als Ergänzung zu einer ganz normalen Zahnbürste, die aber etwas anders angesetzt werden muss und öfters erneuert werden sollte.
Herausnehmbare Geräte können in einem Behälter mit frischem Wasser und einer Reinigungstablette aufbewahrt werden. Oft genügt aber auch die Reinigung mit einer Zahnbürste und Zahncreme. Generell gilt: Zahnspangen nie mit heißem Wasser abbrühen, da sich sonst der Kunststoff verzieht. Wenn sich weiße harte Beläge (Zahnstein) auf der Spange anlagern: Eine halbe Stunde in Essig einlegen und dann mit viel Wasser und Zahnbürste abspülen.
Sollte doch einmal ein Gerät beschädigt sein: Nicht verzagen, unser Zahntechniker kann es meistens reparieren.
Dr. Gerhard Schillai
Heinrichsdamm 7
96047 Bamberg
0951.21113
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